Tiere als Ersatzteillager – diese Organe wurden schon Menschen eingepflanzt

(19.08.2023) Versuche, tierische Organe in den menschlichen Körper einzupflanzen, gibt es schon lange. Das hauptsächliche Problem dabei ist, dass Tierorgane vom menschlichen Körper normalerweise umgehend abgestoßen werden. Um das zu verhindern, werden die Tierorgane gentechnisch manipuliert. Daneben besteht aber auch die Gefahr, dass durch die Transplantation eines tierischen Organs Krankheitserreger, etwa Viren, auf den Patienten – und damit womöglich auf die gesamte Menschheit – übertragen werden könnten. Bei Schweinen, selbst wenn sie völlig steril aufgezogen werden, finden sich Dutzende ruhender endogener Retroviren (PERVs, porcine endogenous retroviruses). Ob diese im Menschen aktiviert werden können, ist nicht völlig geklärt. Welche Organe tierischer Herkunft schon menschlichen Patienten eingepflanzt wurden, zeigt diese Übersicht.

Organmangel: Ein Schweineherz für ein Menschenleben

(Juli 2022) Anfang des Jahres war es so weit: Erstmals schlug ein Schweineherz in einer menschlichen Brust – eine Nachricht, die um die Welt ging. Zwei Monate pumpte es, dann starb David Bennett, ein 57-jähriger Handwerker mit Herzschwäche im Endstadium.

Erst die moderne Gentechnik hat die Xenotransplantationen in den Bereich des tatsächlich Möglichen rücken lassen. Einer von denen, die die Schweineorgane für den Einsatz im Menschen rüsten, ist Prof. Eckhard Wolf vom Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie des Genzentrums der LMU München.

Seit vielen Jahren tüftelt man hier an der genetischen Transformation. Die Schweine, die in den Ställen der Universität leben, sehen nicht anders aus als ihre Artgenossen in irgendeinem Mastbetrieb. Tatsächlich aber unterscheiden sie sich von diesen in fundamentaler Hinsicht.

Zum einen haben die Forscher bei ihnen Gene für Enzyme ausgeschaltet (Knock-out), die spezielle Zuckermoleküle auf der Oberfläche der Schweinezellen erzeugen. „An ihnen erkennt das menschliche Immunsystem, dass es mit fremden Zellen zu tun hat“, erklärt Wolf. Es verfügt zudem über entsprechend spezialisierte Antikörper gegen Schweinezellen – und zwar schon vor dem ersten Kontakt.

Eine zweite Maßnahme, um die Aktivierung des Komplementsystems zu blockieren, besteht darin, menschliche Gene in das Schweine-Erbgut einzuschleusen, die die Reaktion des Systems regulieren (Knock-in). Zusammengenommen reduzieren diese genetischen Eingriffe das Risiko einer Abstoßungsreaktion nach Verpflanzung eines Schweineherzens erheblich. Evtl. könnten diese Forschungsergebnisse und weitere Entwicklungen in Zukunft den Mangel an Organen für die Transplantation mildern. Weitere Infos können Sie im "Netdoktor" lesen

Xenotransplantation: Tiere als Organspender

(05.04.2022) Die Transplantation eines Schweineherzens als Ersatzteil für den menschlichen Körper: Ein Ärzteteam aus Maryland hat bewiesen, dass das Verfahren im Prinzip funktionieren kann. Der Patient verstarb allerdings nach zwei Monaten.

Auch wenn ein Schweineherz als Ersatzteil für den menschlichen Körper zunächst befremdlich klingt, ist das Herz eines Schweins dem des Menschen tatsächlich sehr ähnlich. Wenn die unterschiedlichen Erbanlagen nicht eine Abstoßungsreaktion hervorrufen würden, könnte ein Mensch mit einem Schweineherzen vermutlich Jahre und Jahrzehnte leben.
Was die Forschung hier schon erreicht hat und wie es weitergeht, zeigt die Reportage des NDR im Format "Visite" .

Ein Herz aus dem Drucker – Gibt es Alternativen zur Organspende?

(Juli 2022) Seit Jahren sind in Deutschland die Organspenden rückläufig. 2020 standen etwa 10.000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, doch nur gut ein Drittel konnte ein passendes Organ erhalten. Dieser Notstand lässt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Lösungen suchen. Neben der ethisch umstrittenen Transplantation von Tierorganen werden mit dem sogenannten 3D-Biodruck ganz neue Methoden der künstlichen Organherstellung entwickelt. Wo steht die Forschung derzeit und welche Methoden und Verfahren sind denkbar, um die Organspende zu ergänzen oder vielleicht irgendwann zu ersetzen?

Was heute schon möglich ist und welche ethischen Problemstellungen mit den jeweiligen Transplantationsverfahren verbunden sind, darüber diskutieren der Medizinethiker Prof. Dr. Norbert W. Paul und die Biologin Prof. Dr. Constanca Ferreira de Figueiredo. Den Dialog an Deck der MS Wissenschaft moderiert am 21. Juli 2022 um 19 Uhr der Biologe und Wissenschaftsjournalist Michael Lange. 
Den Audiomitschnitt in der Veranstaltungsreihe Exkurs "Dialog an Deck" können Sie sich auf youtube anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=pPUvO_pBGp0